Anonymous German female narrator, b. July 12, 1911, and entered medical
school in Septemebr 1933, probably in Odessa. At that time all the students were
mobilized to "save the harvest" on a state farm in Novobrats'kyi district. There
they found an abundant harvest but no one to bring it in. They were told
"there's no one to work. Everyone's died of hunger." In 1938, narrator was sent
to work as a physician in the village of Holovkivka (now Biliaivka, a district
center in Odessa region). Travelling in the countryside, she was surprised to
fing a village where no one knew Ukrainian, only Russian. There people told her
that the previous inhabitants had all died of starvation and that they had been
brought from Great Russia to repopulate the village. Narrator lost her youngest
brother and 4 brothers—in—law in the purges.
Question: Would you
tell us something about your background, when and where you were born, and
something about your family?
Answer: Ich kam am 12-en July 1911 zur
Welt, in gross Liebental einer deutsche Familie. Meine Eltern wohnten auch — sie
stammten aus den Wuerttembergschen, woher unsere Vorfahren kamen. Ich selbst
studierte Medizin, war Ärztin in der Ukraine, und habe ich auch mich mit den
ukrainischen Bevölkerung mehr befaßt. Und zwar habe ich das Hungerjahr 1933
miterlebt. Das Eintritt des Studium, das Eintrittsexamen zu der medizinishchen
Fakultät, habe ich am Anfang September beendet. Und da wurden wir zu einem
Hörsaal geeingeladen, and da war eine große Versammlung, untüchtiger Schreihals,
und da hat er gesagt, "Ihr müßt jetzt alle aus und fahren zum Sovchoz im
Novobratzky rajon, und dann müßen Sie, da muß man die Ernte retten," weil er
sagt nicht warum; man hat uns dann aufgeladen auf den Lastwagen, und wir wurden
dahin gebracht, alle die 'Freshmen1, die jetzt das Arztexamen machten. Auf den
Feldern da lag das Getreide auf Häufen, wie sagt man piles! und war schon
ausgewachsen. Es war immer großer Regen, und als wir fragten, wo sind denn die
Leute um hier zu arbeiten, "Es gibt keine Leute um zu arbeiten. Sie sind alle
aus Hunger gestorben." Und womit sollen wir arbeiten? Man gab uns Stöcke auch,
und mit diesen Stöcken sollten wir also das Getreide umdrehen. Ja. Ein Stock hat
doch keine Harke, weil sie so hoch waren Natürlich haben wir uns abgequält und
sie haben uns 14 Tage da gehalten. Das Haus, in dem wir hausten, war eine
Scheune, aus Stroh gelagert. Männer und Frauen ins selben Raum. Sie hatten nur
einen großsen Raum für die Studenten. Keine Decken, keine Kissen, nichts. Das
Essen was Sauerkrautsuppe, Borschtsch, und das Brot war vom ausgewachsene
Getreide. Und davon hat man dann eine Gastritis, ich erhielt eine Gastritis,
wurde sehr krank, man hat mich nicht, medizinisch nicht entlassen. Und meine
Freundin, die mit mir war, auch die vom Anfange mit mir zusammen, die hat eine
Pleuritis erhalten, weil es regnete und es war sehr kalt. Nach zwei Wochen, hat
man uns entlassen, und wir dann zurück gefahren. Das ist eine Episode. Der
zweite Episode ist die. Als Ärztin, im Jahre 38, schickte man mich auf das Land,
in ukrainischen Ort, Holovkovka. Und ich habe außer dieser Gegend, mußte ich
noch die anlegenden Dörfer behandeln, überhaupt die Kinder im Kindergarten. Und
da fuhr ich auf ein Dorf, und zu meinem Erstaunen, die Leute sprachen all
russisch. Und das wunderte mich denn gewöhnlich, die ukrainischen Kinder und die
Erwachsenen überhaupt nicht sprechen russisch, nur die etwas mehr Bildung haben.
Und als ich dann fertig war, und der Herr mich zum meiner Fahrzeug begleitete
(das war kein Fahrzeug, auch kein Auto, aber mit Pferden, nein?) da sage ich,
"Sagen Sie bitte, wie kommt es, daß Sie hier russisch sprechen?" Da sagte er,
"Die ganze Bevölkerung in diesem Ort ist vom Hunger gestorben, und uns hat man
aus Grossrussland hierher geschickt." Ja, als ich von diesem Ort, wo ich als
medizinische, Medizinerin arbeitet, als Ärztin, wurde ich versetzt nach Sablino.
Das ist ein Krankenhaus der Zuckerfabrik. Und da waren meine Leute die
medizinischen Pfleger — ein Feldscher mann, male nurse, so zu sagen. Und eines
Tages, erzählte er was passierte. Er sagte, "Die ganze Familie äst verhungert."
Er war der einzige Überlebende. Der Staat brauchte Maschinen, um die Industrie
aufzubauen. Aber da hatte Stalin, dieser ungeheure Mensch, der Verflöchte
(lächeln) was hat er getan? Er hat den Leuten kurz vor der Ernte, hat man das
ganze Getreide, die ganzen Vorräte, die die Menschen hatten; kam die Polizei und
die kommunistischen Führer, also die Jugend, und haben alles abgeholt, so dass
die Menschen auf dem Lande nichts hatten. Und natürlich, wer in der Stadt
wohnte, order in der Nähe der Stadt, da konnte man noch Brot kaufen auf dem
schwarzen Markt. Die könnten noch am Leben bleiben. Aber Leute, die weitweg
wohnten, die haben ihre letzte Kleider auf dem Wege zur Großstadt, und viele
blieben auf dem Wege zurück. Die Körper waren schon ganz geschwollen, und
manchmal gab es Wege, daß man sah nur Leichen auf dem ganzen Weg. Und diesen,
also, die haben furchtbar gelitten damals. Das war unmenschlich. Da ich in der
Nähe von Odessa wohnte, sowahr konnten wir immer auf den Schwarzmarkt gehen Brot
kaufen. Da waren wir von den Glücklichen, damals. Im allgemeinem, nimmt man an,
daß die Zahl der Verstorbenen durch die Hungersnot ungefähr fünf Millionen,
sogar mehr, sei. Genau weiß man das heute noch nicht. Aber ich glaube, daß wir
bald genau die Antwort bekommen. Unter diesem System, wo die Leute da litten,
und die man Kaum retten konnte, weil sie auch schon so krank waren, es war
furchtbar mit ihnen umzugehen. Also Stalin, der Massenmörder, hat viel Unrecht
getan, und viele Menschen kamen ums Leben; die Hungersnot was gewaltsames, daß
er die eigenen Menschen verhungern ließ. Das war also so unmenschlich. Ähnlich
war es natürlich die Massenverhaftung der Menschen, daß in den Jahren 36, 37,
38, 39 stattfand. Als ich auf dem letzten Kursus der Staats, der letzte Kursus,
das fünfte Jahr auf der medizinischen Fakultät, ungefähr jede Nacht, kam
schwarze Raben, schwarze Auto, the black raven, und da verschwanden ungefähr 20
Personen über Nacht. Und aus unsere Familie - wir waren fünf Schwestern, und von
vier verheiraten Schwestern, ist jeder Mann verhaftet worden. Ohne einen Grund,
und sie kamen nie wieder zurück. Mein jüngster Bruder wurde auch ein victim -
wurde auch verhaftet und gestorben. Man bekommt sogar Todescheine jetzt. So
starben alle unsere Verwandten an einer Lungenentzündung, Loböse also Lobere,
eine Lungenentzündung, wo und wann - unbekannt.